Was war der Deutsche Bund?

Jahrhundertelang war das deutschsprachige Gebiet als „heiliges römisches Reich deutscher Nation“ nach dem Muster des antiken römischen Reiches organisiert gewesen:

Es gab viele kleinere und größere Fürstentümer und andere Herrschaftsbereiche, und die 7 einflussreichsten Fürsten, die sogenannten Kurfürsten, haben einen Anführer und Sprecher („König“) gewählt der dann von Papst meistens zum römischen „Kaiser“ (Stellvertreter des Imperators und „von Gottes Gnaden“ weltliches Oberhaupt aller Christen) ernannt wurde, und dann der oberste Entscheider und Schiedsrichter im Reich war. Das ging sehr lange gut, hat sich aber doch schrittweise verschlechtert: es war mit der Zeit keine echte Wahl mehr, weil immer der Erbe des vorherigen Kaisers gewählt wurde; auch gab es mehrfach Erb-Streit im Reich, wo der Kaiser selber einer der Streithähne war und nicht als Richter auftreten konnte.

Dann tauchte plötzlich ein neuer modernerer römischer Kaiser auf, nämlich Napoleon in Frankreich (vorher hatten die Franzosen immer nur einen König gehabt aber keinen Kaiser). Napoleon wurde vom Papst zum Kaiser gekrönt, nachdem er dem alten Kaiser die seit der Zeit der Langobarden mit den Kaisertitel verbundene Herrschaft in Italien militärisch abgerungen hatte.

Daraufhin sind einige traditionell deutsche Fürstentümer vom alten Kaiser in Wien abgesprungen und zu Napoleon übergelaufen (Württemberg, Bayern, Baden, Westphalen, schließlich der ganze Rheinbund, d.h. ganz Deutschland außer Preussen, Böhmen und Österreich). Daraufhin hat der  alte Kaiser sein Amt hingeschmissen und erklärt dass er künftig nur noch Kaiser von Österreich und König von Ungarn sein will, es entstand die „K&K Monarchie. Es gab nun also keinen „deutschen“ Kaiser mehr, nur noch Napoleon, der päpstlich eingesetzter römischer Kaiser und „Protector“ des Rheinbundes war.

Eigentlich war damit alles ok, zwar modernisiert aber wieder gut funktionierend. Nun wurde aber Napoleon und seine „große“ Armee vom russischen Zaren vor Moskau besiegt, und Napoleon wurde entmachtet.

Nun brauchte man weiterhin ein Regelwerk, Schieds- und Entscheidungs-System für die vielen deutschen Staaten, aber es gab nun gar keinen (deutschen oder auch französischen) Kaiser mehr. Als zeitgemäßen Ersatz für einen jetzt fehlenden Kaiser schuf man dann den „Deutschen Bund“ – einen Vertrag, wie man alle Streitfragen im früheren Deutschen Reich und etwas darüber hinaus nun ohne Papst und Kaiser friedlich regeln wollte.

Der Deutsche Bund galt für das Gebiet des Staaten des Rheinbundes und alle linksrheinischen Gebiete die nun nicht mehr französische waren, aber eben auch für Preussen, Böhmen und Österreich (aber nicht Ungarn und auch nicht die Lombardei und Venetien), und auch für Luxemburg und Holstein (aber nicht Schleswig). Im Lauf der Jahre kamen dann auch kleinere Gebiete weg oder dazu, beispielsweise kam 1818 das Herzogtum Auschwitz dazu.

Dieser Bund selbst war aber kein Staat, sondern ein Vertrag zwischen Staaten, ganz ähnlich wie heute die EU. Der österreichische Kaiser gehörte zwar auch zum Bund, hatte aber keine formelle Kompetenz über die anderen Bundesmitglieder, er war hier funktional gleichrangig mit den anderen fünf deutschen Königen – von Bayern, Preussen, Sachsen, Württemberg und Hannover – und den Großherzögen usw. Erst aus dieser Zeit stammt der heute weitverbreitete Irrtum, dass Kaiser und König doch irgendwie dasselbe wäre …

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