Paläo-Daten

Hier einfach ein paar neuere Datenpunkte aus der Paläo-Anthropologie:

Im Tschad gab es 2001 einen Knochenfund, der einem Hominiden namens „Sahelanthropus tchadensis“ zugeschrieben wird. Eine neue Analyse der Oberschenkelknochen untermauert nun, dass dieser schon vor rund 7 Millionen Jahren gewöhnlich aufrecht gegangen ist. 7 Millionen Jahre war die bisherige genetik-basierte Altersschätzung für den letzten gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Schimpansen. Neuere Analysen sehen hier einen komplexen genetische Entwicklungsvorgang, der schon vor 10 Millionen Jahren beginnt, wo aber Kreuzungen noch bis vor 5,4 Millionen Jahren stattfanden. Eine noch neuere Studie dieser Knochen kommt aber zu dem Ergebnis, dass die Handknochen zeigen, dass er sich 4-beinig im Knöchelgang (knuckle-walking) fortbewegte nach der Art der Gorillas oder Schimpansen, und daher als Affe zu klassifizieren sei.

Die ersten „modernen“ Menschen (Homo Sapiens) in Europa werden nach neuen Funden in der Grotte Mandrin im Rhonetal nun auf vor 56’800 Jahren datiert, dies ist rund 10’000 Jahre früher als bisher angenommen. Insbesondere impliziert dies, dass die Neandertaler nicht direkt nach dem ersten Erscheinen von Homo Sapiens verschwanden, sondern für einen Zeitraum von >10’000 Jahren parallel mit diesen in Europa lebten. Der Fund besteht allerdings nur aus einem einzelnen kleinen Kinderzahn. Neandertaler sind in dieser Grotte schon vor 120’000 Jahren nachweisbar.

Eine neue Analyse eines schon 1887 nahe der Pyrenäen gefundenen 45’000 – 65’000 Jahre alten Unterkiefers, der bislang als Neandertaler-Fossil galt, hat diese Annahme nun widerlegt: es handelt sich entweder um Homo sapiens, oder einen Mischling, oder eine weitere bislang unbekannte Menschenart. Etwa 45’000 Jahre ist ebenfalls das Alter der bislang ältesten Homo sapiens Funde in Europa, die man in der bulgarischen Batscho-Kiro-Höhle gemacht hat.

Noch wesentlich älter wird ein in Griechenland gefundener Schädelteil eines mutmasslichen primitiven Homo Sapiens datiert, nämlich – geschätzt über den Uran-Zerfall im Knochen – auf vor 210’000 Jahren. Dies wäre der älteste Fund eines Homo Sapiens ausserhalb von Afrika, wogegen in Afrika der älteste Homo Sapiens Fund auf vor rund 300’000 Jahren datiert wird.

Im Osten Chinas, in Hualongdong, wurden nun Skelettteile ausgegraben, welche möglicherweise eine weitere bislang unbekannte Menschenart bezeugen: das Alter dieses Fundes wird mit 300’000 Jahren angegeben, und seine Unterkiefer-Merkmale liegen zwischen Homo erectus und modernem Menschen – Denisovan wird explizit ausgeschlossen, und Homo sapiens sollte in dieser Zeit und Region ja ebenfalls nicht auftreten können – die ältesten Funde von Homo sapiens in Südostasien sind nur 68’000-86’000 Jahre alt.

Zu besonderer Vorsicht gemahnt eine neuere Studie, die zeigt dass Fundstellen von Steinwerkzeugen auch auf die Tätigkeit von Affen, im konkreten Fall Kapuzineraffen, zurückgehen können, welche ebenfalls mit Hammer- und Amboss-Steinen Nüsse systematisch zu knacken verstehen.