Risse im Zeitgerüst

Das chronologische Gerüst gibt ein fixes Raster vor, in den alle historischen Ereignisse einsortiert werden. Dass dieses Gerüst grob fehlerhaft sein muss, habe ich erstmals in den 1990er Jahren verstanden, als ich das Buch „Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte.“ von Heribert Illig gelesen hatte, das damals durchaus breit diskutiert wurde. Es war für mich der Einstieg in das Thema der Chronologie-Kritik, welche viel älter und viel vielfältiger und tiefergehend war als ich vorher je geahnt hätte, obwohl ich schon vorher berufsbedingt auch die einschlägigen Beiträge von Newton, Freud und Velikovsky kannte. Ich freue mich, dass mittlerweile immer mehr Details ans Tageslicht kommen, die uns helfen werden, endlich eine realistischere korrigierte Chronologie zu erstellen.

Hier ein solches aktuelles Detail: die Forschungsgruppe für Geoarchäologie an der Uni Mainz publizierte letzte Woche den Forschungsbericht „Der Aquädukt von Konstantinopel: Wie der längste Wasserkanal der Antike gewartet wurde„. Und schon im Abstract lesen wir: „Although historical records testify at least 700 years of aqueduct activity, carbonate deposits in the aqueduct system display less than 27 years of operation.“ Die Forscher deuten dies natürlich als einen Beleg für die überaus gründliche Entkalkungstechnik der Römer – es ist aber genau diese Art von Diskrepanz zwischen Geschichtsschreibung und Sachfunden, die zu erwarten ist als Folge einer fiktiven Verlängerung der geschriebenen Historie.

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