Präkolumbische Glasperlen

Archäologen haben nun in Nordamerika blaue Glasperlen gefunden, die aus venezianischer Produktion stammen und deren Fundstelle recht sicher in die Zeit vor der ersten Reise des Kolumbus datiert werden kann.

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Man findet Glasperlen desselben Typs auch an den grossen Seen, an der Atlantikküste und in der Karibik, dort aber werden die Funde auf den Zeitraum 1550 bis etwa 1800 datiert, also nach Kolumbus, und so hat man bislang stets unterstellt, dass diese Glasperlen über den Atlantik importiert wurden.

Diese neuen präkolumbischen Funde in Alaska legen nun nahe, dass die dortigen Perlen – und vielleicht auch alle übrigen – über eine Asien-Route, also über die Seidenstrasse und dann die Beringsee nach Amerika gelangten. Dies interessiert mich deswegen, weil russische Chronologieforscher Анатолий Тимофеевич Фоменко (Anatoli T. Fomenko) eine These vertritt, nach der das Reich der mongolischen Groß-Khane nicht nur fast ganz Eurasien sondern sogar den Westen von Nordamerika umspannte, und/oder auch dann die sogenannte Moskowiter Tatarei, der größte Nachfolgestaat nach der Teilung des mongolischen Reiches. Die oben zitierte Analyse der Glasperlen bezeichnet diese Region pauschal nur als „aboriginal hinterlands“, meines Erachtens Ausdruck einer fast schon mutwilligen Ignoranz gegenüber den historisch bedeutenden nomadischen Großreichen der Mongolen:

Tartaria aus dem Theatrum Orbis Terrarum Atlas von Abraham Ortelius, 1570
(dies ist die älteste Karte auf der Kalifornien schon diesen Namen trägt)

Temüdschin, bekannt als der Dschingis Khan, wurde 1206 Großkhan der Mongolen und begann mit einem innovativ organisierten Reiterheer eine rasante Expansion: bis 1227 eroberte er das nördliche China, das Tarimbecken sowie große Teile Zentralasiens und Persien. Unter seinem Enkel Kublai Khan wurden dann Russland, Mesopotamien, das südliche China und Tibet dazugewonnen. Um 1300 beherrschte das Mongolenreich etwa 24 Millionen km². In diesem riesigen Gebiet bestand ein stabiles Staatsystem, das sicheren Fernhandel ermöglichte, vor allem entlang der sogenannten Seidenstrasse. Dieses Reich war mit seiner gigantischen Ausdehnung über fast ganz Eurasien das flächenmäßig zweitgrößte Weltreich aller Zeiten (erst im 20. Jahrhundert wurde es vom Britischen Empire übertroffen, und nur falls Fomenkos These nicht zutrifft).

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